Geschichte/n ab 1801

 

Das 19. Jahrhundert war auch geprägt von massenhaften Auswanderungen, vielfach in die USA. Die Gründe waren unterschiedlich, zum Teil waren Missernten durch das Klima verantwortlich, zum Teil die politische Lage.

 

Erst ab ca. 1850 erwärmt sich das Klima. Es wird wärmer. Gleichzeitig sind schon erste Folgen der Industrialisierung zu erkennen mit den bekannten Auswirkungen.

 

1802 übernahm Preußen Teile Westfalens.. Ebenfalls in diesen Zeitraum fällt die Säkularisierung geistlicher Territorien.

1806 besetzt Frankreich Westfalen.  Für einige Zeit existierte das französische Königreich Westfalen.

1806, Sendenhorst: Feuersbrunst begünstigt durch heftigen Wind

1808, Westfalen: Aufhebung der Eigenbehörigkeit für Bauern

Ab 1808 wird das althergebrachte Zunftwesen aufgelöst. An ihrer Stelle tritt die Gewerbefreiheit.

1810, Westfalen: Das ganze Kirchenvermögen kommt unter staatliche Verwaltung.

1812, Russland: An Napoelons Russlandfeldzug nehmen auch zahlreiche Westfalen teil. Etwa 20.000 von ihnen sehen ihre Heimat nicht wieder.

1813, Duisburg: Franz Carl Arnold Strickmann aus Ahlen studiert Medizin an der Universität.

Im Jahre 1815 wird dann die Provinz Westfalen als eine von 10 Provinzen des Königreichs Preußen gegründet.

Das Jahr 1816 war das Jahr ohne Sommer. Der Tambora auf Indonesien brach so heftig aus, dass die Auswirkungen bis nach Europa spürbar waren. Allein im Regierungsbezirk Münster sind 47.000 Menschen auf private Unterstützung angewiesen, um nicht zu verhungern.

1816, Borghorst: In der Militärliste v. 1816/Stammrolle der Preußen von Borghorst (allg. Erfassung wehrfähiger Männer) wird folgendes vermerkt:
- im Dorf Borghorst 72A wohnt Tagelöhner Josef Strickmann, 50 Jahre alt
- ebenfalls dort wohnhaft Bernhard Heinrich Strickmann, Weber, geb. 1792 und ledig
- in der Bauerschaft Dumbte 8A wohnt Franz Karl Strickmann, Tagelöhner und 42 Jahre alt,
- ebenfalls dort wohnhaft Franz Strickmann 10 Jahre alt
Das Haus Dumbte 8A gehört zum Hof Gausselmann Dumbte 8. Die Tochter Anna Christina hat dort ein uneheliches Kind zur Welt gebracht.

1816, Nienborg: Auf Wunsch der gesamten Bürgerschaft und aufgrund der Notwendigkeit zur Vorbeugung von Feuersgefahr in Nienborg wird ein neuer Nachtwächter mit einem Gehalt von 14 Reichstalern und 12 Groschen angestellt und ihm nach altem Brauch alle vier Jahre ein neuer Nachtwächterrock zugebilligt.

1817, Sendenhorst: Der Heimatverein Sendenhorst schreibt auf seiner Internetseite folgendes: "Im Osten der Stadt stand früher Strickers Windmühle, die ihren Standort im Gartengelände hatte, das später im Besitz von Leo Ramesloh wurde. Heute befindet sich dort der Biergarten des Hotels Zurmühlen. Das Baujahr der Strickmannschen Mühle ist nicht bekannt; im Kriegsjahr 1817 wurde sie abbrochen." Wenn das eine alte Mühle war, könnten meine ersten Vorfahren darauf gesessen haben. Müller waren im allgemeinen nicht arm. Interessant ist hier auch die Verbindung Stricker-Strickmann.

1818, Leer: Auf dem Hof Seggemann geht es drunter und drüber. Gerd Heinrich, der 1788 selber den Hof übernommen hatte ist mittlerweile alt, ein Krüppel und Trinker. Sein ältester Sohn Johan Bernd misshandelt ihn wohl. Sein älteste Tochter treibt sich mit einem mittellosen Bauernburschen aus Ochtrup rum. Da Johan Bernd eine Braut aus Leer heiraten will, betreibt die Domänenkammer des Fürsten zu Bentheim/Steinfurt eine Übertragung auf den Sohn. Insgesamt vier Geschwister, die ebenfalls auf dem Hof leben, müssen abgefunden werden.

1820-1825, Burgsteinfurt: Alexander Rolinck beginnt mit dem Bierbrauen.

1822, Leer: Der Seggemannsche Hof kommt doch in die Zwangsversteigerung. Der junge Bauer kann die Verbindlich-keiten nicht mehr bedienen.

1824, Horstmar-Leer: Franz Karl Strickmann war mit Anna Maria Gertrud Bülters verheiratet und zog in dieser Zeit mit Kindern von Borghorst ins Nachbardorf.

1825 wird die Eigenbehörigkeit durch den preußischen Staat endgültig aufgehoben.

1826 wird Friedrich Strickmann aus dem Zuchthaus entlassen.

Zwischen 1815 und 1845 gab es auf Grund schlechter Witterung etliche Hungerjahre.

1828, Horstmar-Leer: In einem Übersichtshandriss der Gemeinde Leer ist das Wohnhaus der Familie Strickmann an der Grenze zu Brugsteinfurt in der Brockmark eingezeichnet. Mehr als eine kleine Kötterei war es nicht, aber etwas eigenes. Etwas Acker und eine Weide. Die Flächen gehörten ursprünglich Schulze-Veltrup.

1832, Münsterland: Beginn einer Auswandererwelle

1833, Nienborg: Die erste mechanische Weberei in Westfalen nimmt ihren Betrieb auf.

1839, Preußen: Preußen erlässt ein erstes Schutzgesetz für arbeitende Kinder. Im Alter von unter neun Jahren dürfen sie in Fabriken nicht mehr beschäftigt werden.

1839, Sendenhorst: Der Pastor bemerkt eine hohe Geburtenrate und hält es für unpassend, dass Totgeborene nachts verscharrt werden. Am 29.05. kam es abends um 10 Uhr zu einem Bürgeraufstand mit Knüppeln, weil die Glocken zu lange und zu laut geläutet hatten.

1844 Nienborg:  Obwohl den Einwohnern der Bauerschaft Wext wegen der "früher vorgefallenen Unordnungen untersagt" war, in Nienborg Tanzlustbarkeiten abzuhalten, hatte der Polizeidiener Lösing die "Wexter Gesellen" in "wildestem Lärm und Unwesen"  beim Schankwirt Lammers vorgefunden. Seiner Anordnung, die unerlaubte Tänzerei sofort einzustellen, hatte der Wirt Lammers jedoch keine Folge geleistet. So war die Tänzerei (Buksenbier) weiter gegangen, bis "sich die jungen Leute aus Wext unter dem wildesten Lärme um Mitternacht" aus dem Ort entfernt hatten.

1845/46 kam es bei der Kartoffel zur Krautfäule. In der Folge ergriff eine große Hungersnot ganz Europa.

1846 lässt ein heißer Sommer die Ernte verdorren.

1847 wird die Köln-Mindener Eisenbahn als erste in Westfalen fertiggestellt.

1848, Horstmar-Leer: Joan Franz Strickmann war mit Anna-Catharina Doet-Dodt verheiratet. Er lebte mit seiner Familie in Leer 50. Das Haus gibt es aber nicht mehr. Anna war garnicht weit weg von dem Haus auf dem Weg nach Nienborg aufge-wachsen. In diesem Jahr verkaufte er Flächen an Schulze-Veltrup zurück, von dem er vorher 5 Parzellen erworben hatte. Stück für Stück ging es aber abwärts.

1854, Deutschland: Mit dem Beitritt von Hannover und Olden-burg zum Zollverein fallen die Binnenzollschranken in Deutsch-land.

1854, Ochtrup: Anton und Bernhard Laurenz gründen eine Nesselweberei. Im ersten Jahr beschäftigten sie 50 Hausweber.

1862 wird in Wettringen der erste Bauernverein gegründet, der die Interessen der mittelständigen Bauern vertritt.

1865 wird in Hagen der erste westfälische Arbeiterverein ge-gründet. Es ist der Beginn einer sozialistischen Arbeiter-bewegung in Westfalen

1868, Horstmar-Leer: Jetzt wurde das letzte Stück verkauft. Grund war wohl die schlechte Witterungslage, die viele Bauern in den Ruin trieb. Danach zogen die Strickmänner nach Ochtrup.

1869, Ochtrup: Bau von Werkswohnungen durch die Fa. Laurenz.

1871, Deutschland: Gründung des deutschen Reiches in Versailles.

1871, Westfalen: Folgende Einwohnerzahlen wurden in einzelnen Orten vermeldet:

Leer: 1311, davon gebürtig 995

Metelen: 1285, davon gebürtig 1024

Langenhorst: 334, davon gebürtig 178

Ochtrup: 1001, davon gebürtig 834, drei evangelische 981 katholisch, 17 Juden, 726 können lesen und schreiben, 27 Analphabeten, einer blöd und irrsinnig

heute hat Ochtrup ca. 20.000 Einwohner

Billerbeck: 2422, davon 1696 gebürtige

Heek: 2071, davon 1888 gebürtige

Nienborg: 970, davon 652 gebürtige, zwei evangelisch, 964 Katholiken und 4 Juden, 213 Kinder unter 10 Jahren, 683  können lesen und schreiben, 60 Analphabeten, eine taubstumme Person und fünf blöd und irrsinnig

Eggerode: 272, davon 162 gebürtige

Schöppingen: 812, davon 633 gebürtige

1873, Deutschland: Einführung eines einheitlichen Münz- und Maßsystems (Meter, kg, usw.)

1874, Westfalen: Scharfer Nachtfrost am 21. Juni!!! Dadurch völlige Kartoffelmissernte

1873, Ochtrup: Bau eines Krankenhauses durch die Fa. Laurenz.

1875, Ochtrup: Eröffnung der Bahnlinie Münster-Gronau

1879, Burgsteinfurt: Eröffnung der Bahnstrecke Coesfeld-Rheine

10.10.1895, Ochtrup: Uropa Anton Strickmann zieht mit seiner Familie von Leer nach Ochtrup. Er wohnt Horst und Wall 23.

1896, Sendenhorst: Bildhauer Bernhard Strickmann ist Vorsitzender eines interessanten Vereins.

1897, Ochtrup: Das Elternhaus meines Vaters Franz Strickmann haben die Eltern meiner Großmutter gekauft.

1898, Nienborg: Testamentseröffnung meiner Urgroßeltern Depenbrock. Wert des Erbes 1.000 Mark

11. August 1899 Eröffnung des Dortmund-Ems-Kanals
durch Kaiser Wilhelm II

1900, Deutschland: Einführung des BGB. In Deutschland leben rund 56.000.000 Menschen.

12.10.1905, Ochtrup: Die Bahnlinie Ochtrup-Rheine wird in Betrieb genommen. Wir haben lange am Langenhorster Bahnhof gewohnt.

10.03.1908, Ochtrup: Mein Uropa Anton stirbt. Zu dem Zeitpunkt wohnt er Osterbauerschaft 257.